Corona-Prämie für alle Pflegenden

Laut Medienberichten plant Gesundheitsminister Jens Spahn eine neue Corona-Prämie für Pflegefachpersonen und andere Beschäftigte in Kliniken

Sie geht weiter, die Diskussion um die Corona-Boni. Dieses Mal sollen Klinikmitarbeiter die Nutznießer der bis zu 1.500 Euro hohen Sonderprämie sein. „Es ist für uns nicht verständlich, wie man in der jetzigen Situation, in der noch nicht einmal alle Prämien der ersten Welle ausgezahlt worden sind, erneut diese Diskussion aufmacht“, erklärt Dr. Markus Mai, Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer und Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.

Die Funke Medien Gruppe will erfahren haben, dass Gesundheitsminister Spahn heute im Kabinett den Entwurf für eine neuerliche Corona-Prämie einbringen will: 450 Millionen Euro sind demnach für Beschäftigte in Kliniken vorgesehen – für den herausragenden Einsatz bei der Versorgung von Covid-19-Patienten. „Die Rede ist hier von besonders betroffenen Beschäftigten, die diese extra Prämie ausgezahlt bekommen sollen. Doch, wer legt diese Personengruppe fest? Und warum nur in den Kliniken, die Alten- und Pflegeheime sowie die ambulanten Pflegedienste sind unter dieser zweiten Welle ebenso schwer betroffen. Es ist nicht sinnvoll in dieser Situation die Pflegebranche, die langsam durch die generalistische Ausbildung zusammenwächst, wieder zu spalten“, erklärt Dr. Mai.

Die Bundespflegekammer plädiert dafür, erst einmal die alten Prämien alle auszuzahlen. „Wenn man den Pflegefachkräften dann noch einmal finanzielle Anerkennung für das in der Corona-Pandemie geleistete Engagement zukommen lassen will, ist dies begrüßenswert. Dies sollte dann aber fair und einheitlich an alle Pflegenden erfolgen. Denn die seit Monaten außergewöhnlichen Belastungen betreffen nicht nur die Pflegefachpersonen auf den Covid-Stationen, sondern alle Pflegenden – auch auf Normalstationen oder in der Langzeitpflege“, gibt Dr. Mai zu bedenken. Zudem müssten die Auszahlungen deutlich unbürokratischer organisiert werden. „Wir raten davon ab, die Bürde der Verteilung der Boni wieder den einzelnen Einrichtungen und Kliniken aufzuerlegen. Wohin diese beliebigen Regelungen führen, konnten wir in der Vergangenheit sehen“, sagt Dr. Mai.

Wichtiger als eine neuerliche einseitige Prämie, die bei den Betroffenen für mehr Unmut als Freude sorgt, sei, sich dauerhaft für eine bessere Bezahlung der Pflegefachkräfte einzusetzen. „Wir fordern seit Langem ein Grundeinstiegsgehalt für Pflegefachkräfte von 4.000 Euro“, erinnert Dr. Mai die Politik und die Tarifparteien, die hier beide gefragt sind. Es sei jedoch vielleicht auch an der Zeit, sich politisch Gedanken zu machen, eine Alternative – wie einen steuerlichen Entlastungsbetrag für Pflegende – zu überdenken, bis die Tarifparteien zueinander gefunden haben. „Es muss natürlich klar sein, dass alle Pflegenden davon profitieren“, erklärt Dr. Mai die Überlegungen der Bundespflegekammer. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Tarifvertrag für die Langzeitpflege durch die Klageandrohung des Arbeitgeberverbands Pflege in der vergangenen Woche wieder zu bröckeln droht, sei ein deutliches Signal seitens der Politik gefragt.

 

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