Eisberg in Sicht: Wir steuern auf eine Pflege-Katastrophe zu

Pandemie noch lange nicht zu Ende, Pflegekräfte schon

Die Bundespflegekammer (BPK) blickt hoffnungsvoll auf die sich neu zu bildende Regierung. „Es ist kein Geheimnis, der Pflege geht die Luft aus. Die Profession Pflege ist seit über einem Jahr in Dauerbelastung. Viele Pflegefachpersonen wollen oder können nicht mehr. Wir müssen alles daransetzen, endlich eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeizuführen“, sagt BPK-Präsidiumsmitglied Dr. Markus Mai. Dabei hat er kollegiale, professionsübergreifende Unterstützung wie DKG-Chef Dr. Gerald Gaß oder Intensivmediziner Prof. Uwe Janssens.

Auch BPK-Präsidiumsmitglied Christine Vogler warnt davor, dass wir derzeit sehenden Auges auf eine humanitäre Pflege-Katastrophe zusteuern: „Die Zeit ist reif, alle Register zu ziehen und ehrliche Perspektiven für den Beruf Pflege zu schaffen. Dazu reicht kein Reförmchen mehr, es muss mittlerweile an allen möglichen Stellschrauben nachgezogen werden. Die Profession Pflege muss in den Mittelpunkt der seit Mittwoch stattfindenden Koalitionsverhandlungen rücken.“

Der Personalmangel ist spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie offensichtlich. „Der Pflegepersonalmangel ist aber schon länger bekannt. Die Politik hat in den vergangenen zehn Jahren versäumt, die Profession zu stärken“, erklärt Dr. Mai. Er fragt zurecht die derzeit tagenden Politiker, was auf das Klatschen des vergangenen Jahres für Taten gefolgt sind und appelliert: „Die Profession Pflege muss jetzt eine nachhaltige Lösung für die Zukunft aufgezeigt bekommen. Sonst kehren noch mehr Pflegekräfte ihrem Beruf den Rücken.“

Die BPK hat fünf Kernforderungen zur Sicherung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung formuliert und auch an die Politiker der Gesundheits-AG mit dem Appell gesendet, endlich mit der Pflege gemeinsam Lösungen zu suchen und nicht wieder nur über sie zu sprechen:

  1. Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, das bedeutet mehr Personal und mehr Kompetenzen.
  2. Wir brauchen ein Mitspracherecht auf allen Ebenen, auf denen politische Entscheidungen gefällt werden, wie zum Beispiel dem Gemeinsamen Bundesausschuss.
  3. Wir brauchen eine Selbstverwaltung für die Profession, um einen kompetenten und legitimierten Ansprechpartner für die Politik zu haben.
  4. Auch innerhalb der einzelnen Sektoren und Berufe im Gesundheitswesen muss ein Umdenken stattfinden: Die Profession Pflege muss – wie in anderen Ländern der Fall – auf Augenhöhe beispielsweise mit den Ärzten agieren können.
  5. Wir brauchen eine Chief Government Nurse im Kanzleramt oder im Gesundheitsministerium.

 

Zurück